Edelstahlblech bearbeiten
– zuerst die Oberflächenspannung brechen
Wer sich schon einmal in der Edelstahlbearbeitung versucht hat, der weiß, dass dieses Material sehr schwierig zu formen, bohren oder zu schneiden ist. Woran liegt das?
Die harte Oberfläche des Edelstahlbleches macht es schwer
Durch die Herstellung von Blechen im Walzverfahren wird das Material gleichmäßig ausgezogen und damit durch den Druck verdichtet. Eine besonders hohe Verdichtung findet an der Oberfläche statt. Das gewalzte Blech bekommt so Glanz und wird besonders fest. Andererseits steht die gehärtete Oberfläche jetzt der weiteren Bearbeitung entgegen. Möchte man eine Form in Edelstahlblech einbringen, Bohren, Schneiden oder schleifen, empfiehlt sich zur Vorbereitung ein flächiges Abtragen der verhärteten Edelstahloberfläche. Doch wie kann dieser vorbereitende Schritt technisch – auch im Hobbybereich – ausgeführt werden?
Mit der richtigen Schleiftechnik lassen sich Edelstahloberflächen aufbereiten
Egal, ob eine Schweißnaht gezogen oder nur das Namensschild an der Eingangstür gestaltet werden soll, ein Überschleifen der Oberfläche macht das Blech für die weitere Bearbeitung gefügig. Doch Vorsicht – mit einfachem Schleifpapier erreicht man eher das Gegenteil. Die falsche Schleiftechnik verstärkt das Problem, weil die Korund-Schleifkörner sofort abstumpfen, verglasen und die Oberfläche noch dichter polieren. Um die harte Glanzschicht wirksam abtragen zu können, muss das Schleifkorn unter die harte Oberschicht greifen, das Material aus der weicheren Blechschicht heraus abtragen. Nur so lässt sich Edelstahl effektiv aufbereiten. Dazu bedarf es eines geeigneten Schleifkörpers.
Runde Schleifwalze in der richtigen Richtung
Um flächig abzutragen, würde bei Holz oder Kunststoff eine flache Schleifscheibe oder ein Bandschleifer funktionieren – nicht so bei der Edelstahloberfläche. Hier sollte eine Walze mit kleinerem Durchmesser von etwa fünf bis zehn Zentimeter zum Einsatz kommen. Die Drehrichtung muss von unten nach oben erfolgen, sodass die Schleifkörner von der weichen unteren in die harte obere Schicht raspeln. Auf diese Weise unterwandern die Korundteilchen die sonst undurchdringlich harte Oberfläche und entfernen diese. Die Frage ist, welches Korund eignet sich für diesen ersten Schliff?
Zirkonkorund und Schleifpolierer
Um nicht ständig neue Schleifhülsen nachkaufen zu müssen, empfiehlt sich die Anschaffung eines Sets verschiedener Körnungen. Zirkonkorund als Abrasivmaterial hat sich als besonders widerstandsfähig erwiesen und kann bei richtiger Anwendung viele Schleifvorgänge halten. In den entsprechenden Sets sind ein Schleifkörper, also die Walze und mehrere Schleifhülsen enthalten. Diese können nach Bedarf auf die Walze aufgesteckt und wieder entfernt werden.
Anwendungsbeispiel: Edelstahlwinkel für eine Groß-Küche
Ein drei Millimeter starkes Edelstahlblech wird punktuell auf einer Fläche von 70 × 120 Millimeter zunächst mit einer K60 Schleifhülse angeschliffen. Dabei genügt die niedrigste Drehzahl, der Edelstahl soll sich nicht zu stark erhitzen. Beide Seiten des Bleches werden so bearbeitet. Danach erfolgt das Anzeichnen und Ausschneiden mit einer Blechschere. Das sonst sehr sperrige Material lässt sich nach dem Schleifen gut schneiden. Bohren mit niedriger Drehzahl und einem Tropfen Öl funktioniert jetzt, ohne den Bohrer auszuglühen. Das Abwinkeln im Schraubstock mit einem Hammer lässt sich mit wenigen Schlägen machen. Doch jetzt ist die Oberfläche rau. Das ist in einer Groß-Küche hygienisch nicht vertretbar. Deshalb müssen jetzt Ober- und Unterseite sowie die Kanten des Winkels stufenweise fein verschliffen und anschließend auf Hochglanz poliert werden. Das fertige Produkt ist jetzt für den Einsatz im Hygienebereich geeignet.
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